Rezension: Die Hexenholzkrone, Teil 1, von Tad Williams

Tad Williams Hexenholzkrone 1

Die Hexenholzkrone, Teil 1
Fantasy-Roman aus der Reihe: Der letzte König von Osten Ard
Autor: Tad Willams
Verlag: Klett-Cotta, Hobbit-Presse, 2017

Die Handlung: Nornen erwachen

Der Roman „Die Hexenholzkrone Teil 1“ beginnt im eisigen Norden von Osten Ard. Dort erwacht die mächtige Nornen-Königin aus ihrem langen Schlaf. Unruhe breitet sich nicht nur unter den Nornen aus. Aber auch unter diesen. Sie können es sich nicht erklären, was ihre Königin aus dem Schlaf gerissen hat. Außerdem hat sich während ihrer Abwesenheit einiges verändert in Nakkiga. Die Macht wurde neu verteilt, außerdem wurden Neuerungen eingeführt, die der Königin überhaupt nicht gefallen.

Weiter südlich neigt sich die lange Zeit der friedlichen Herrschaft von König Simon und Königin Miriamel dem Ende zu. Die zunehmenden Umtriebe der Nornen bleiben nicht unbemerkt. Die Völker der westlichen Steppe hingegen sehen ihre Chance, nun Macht hinzuzugewinnen und wenden sich gegen Nabban.

Dann senden die Sithi aus dem alten Wald eine Botin an die Menschen. Vermutlich kam sie mit einem Hilferuf, doch bevor sie ihr Ziel erreichen konnte, wurde sie vergiftet und liegt im Sterben. Simon möchte seinen verzogenen Enkel, Prinz Morgan, zu den Sithi senden. Doch der ehrgeizlose Morgan scheint für jede ernsthafte Aufgabe unbrauchbar. Dann macht der junge Mann eine schlimme Entdeckung: In einem verfallenen Turm auf dem Hochhorst, dem Sitz des Königs, begegnet er einem bösen Geist aus der Vergangenheit.

Das Buch: Erstmal nur eine Hälfte

Der fast 800 Seiten starke Fantasy-Roman „Die Hexenkolzkrone 1“ aus dem Klett-Cotta- Verlag besteht zunächst aus der ersten Hälfte des Auftaktbandes aus dem amerikanischen Original. Das Buch wurde für die deutschen Leser in der Mitte geteilt. Darin liegt ein Problem. Was es mit der namensgebenden Hexenholzkrone auf sich hat, erfährt man hier nämlich noch nicht. Worin die neue Bedrohung von Osten Ard genau besteht, ist unklar. Allerdings ist das Buch bereits 2017 erschienen. Wohlweißlich habe ich mit dem Lesen gewartet und kann so den zweiten Teil gleich im Anschluss lesen. Auch weitere Fortsetzungen liegen jetzt schon vor.

Meine Meinung: Epische Mittelalter-Fantasy mit Anspruch

Mit Tad Williams nach Osten Ard zurückzukehren, ist, als würde man einen alten Frotteepyjama nach Jahren wieder von ganz unten aus dem Schrank holen und feststellen: Er passt noch immer. Er ist immer noch genauso so kuschelig. Und wie vertraut er riecht. Tad Williams ist ein großartiger Geschichtenweber. Man fühlt sich einfach wohl in seinen Welten.

Ich hatte Osten Ard zuletzt vor etwa 20 Jahren erkundet, und jetzt war es, als sei ich an einen vertrauten Ort heimgekehrt, den ich schon lange nicht mehr besucht habe, an dem ich mich aber immer noch gut auskannte. Viele der alten Figuren kommen mir wieder in Erinnerung. Mit seiner detaillierten Welt voller legendärer Charaktere hat Tad Williams die Vorlage für „Game of Thrones“ geliefert. George R. R. Martin hat seine Welt dann nur noch düsterer ausgemalt. Ich lese beide Autoren gleichermaßen gerne, denn sie bringen nicht nur Variationen des gleichen Themas, sondern verleihen ihren Geschichten jeweils einzigartige Tiefe.

Tad Williams ist nichts für ungeduldige Leser. Es dauert, bis er in seinen Epen alle Fäden ausgelegt hat und die Handlung richtig losgeht. Was er besonders gut macht: Er bringt den Lesern die Figuren zunächst so nahe, dass sie ihnen überall hin folgen. Dass der Autor mit einem versierten, literarischen Stil schreibt, muss man schon gar nicht mehr erwähnen. In „Die Hexenholzkrone Teil 1“ verlangt er jedoch selbst für seine Verhältnisse viel Geduld. Gefühlt das halbe Buch besteht darin, dass sich die Helden und Heldinnen von damals wiedertreffen und ihre Netzwerke neu knüpfen. Alle sind nun schon leicht ergraut.

Doch es gibt auch eine junge Generation neuer Figuren, die neuen Schwung bringen: Prinz Morgan, ein verantwortungsloser Teenager, der seinen Platz im Leben noch sucht. Nezeru, ein Halbblut, teils Mensch, teils Norne (Dunkelelfe), der die brutale Gesellschaftsordnung in Nakkiga ihren Platz diktiert. Sie will ihre Fesseln zerbrechen, auch wenn sie das im ersten Band noch nicht weiß. Besonders neugierig machen mich auch Etan, der schüchterne Mönch, der geheimnisvollen, gefährlichen Bücher auf der Spur ist und Jarnulf, der bärbeißige Nornenjäger.

Soweit so gut: Die Reise geht weiter. Die Nornenkönigin ist erwacht, was sie vorhat, werden uns die kommenden Bände verraten. Was mir wie immer besonders gut gefällt: Die Welt ist nah am europäischen Mittelalter dran. Tad Williams kennt sich historisch auch sehr gut aus. Der Versuchung, sein Mittelalter zu „modernisieren“, erliegt er nicht. Das macht mir Spaß!

Fazit: Rückkehr in eine vertraute Welt

Eine ausgefeilte mittelalterliche Fantasy-Welt mit vielen Figuren, die einem ans Herz wachsen. Langsam steigt die Spannung. Die jugendfreie Version von Game of Thrones.


Hinweis: Ich liebe gute Bücher! Für die Rezension habe ich weder Geld noch ein Rezensionsexemplar vom Verlag bekommen. Das Buch habe ich mir selbst gekauft.


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