Frühe Burgen: So wohnte der Adel um 1000

Königspfalz Tilleda

Wohnen auf frühen Burgen

Die Zeit um das Jahr 1000 ist eine Übergangszeit. Neue Entwicklungen kündigten sich an. Die Gesellschaft wurde hierarchischer abgestuft, neue Techniken sorgten in der Landwirtschaft für mehr Erträge und ließen die Bevölkerung wachsen. Die Infrastruktur wurde ausgebaut, städtische Siedlungen entstanden um Pfalzen und Bistumssitze herum. Und der Adel zog um auf frühe Burgen in Höhenlage. Wie das aussah, zeigt der Beitrag.

Der Inhalt (für Eilige)

Adelshöfe im 10. Jahrhundert | Heinrich I. baut Burgen | Bauboom beim Adel | Ein Haus, ein Raum | Steinbau nimmt zu | Schon zwei Räume im 11. Jh. | Die Pfalz als Königshof | Keine Privatsphäre | Schlafen im Gästehaus | Einrichtung: Fenster und Wände | Einrichtung: Sitzmöbel | Einrichtung: Betten | Luxus: Fußbodenheizung | Einrichtung: Das Bad | Lesedauer 11 Minuten

Burgen: Welche Burgen denn?

Kurz vor der Zeitenwende zwischen Früh- und Hochmittelalter bildete die Landwirtschaft die Basis des Lebens in Mitteleuropa. In der Karolingerzeit wohnten adlige Familien noch auf Herrenhöfen (lat. villae) in der Ebene. Häufig waren dies unbefestigte ein- oder zweiräumige, mittelgroße Holz- oder (seltener) Steinbauten mit Nebengebäuden zum landwirtschaftlichen Betrieb – Scheunen, Arbeitsschuppen und Grubenhäuser. Einen Teil ihres Landbesitzes hatten die Grundherren an abhängige Bauern vergeben, die auf verstreut liegenden Hofstellen lebten.

Siedlungen lagen vorwiegend in Flussniederungen, inmitten einer zumeist bewaldeten und weitgehend unerschlossenen Landschaft. Schutz bot die auf einem Hügel gelegene Fluchtburg hinter Ringwall und Palisade. Innen waren die Anlagen unbebaut oder nur mit Unterständen versehen, denn Fluchtburgen waren nicht als dauerhafte Wohnungen gedacht. Nur im Falle eines Angriffs zog der herrschaftliche Personenverband zusammen mit Vieh und Vorräten für kurze Zeit dort ein, um sich zu verschanzen, bis die Bedrohung vorüber war.

Sachsenhof Pentrup, (c) Kristin Weber

Rekonstruktion eines Adelshofs aus der Karolingerzeit. Er liegt in der Ebene, ist unbefestigt. Die Nebengebäude liegen rund um die langgestreckte Halle, in der die Familie wohnt. (Sachsenhof Pentrup)

Noch zu Beginn der Herrschaftszeit der Ottonen war das Wegesystem im ostfränkischen Reich nicht besonders gut ausgebaut. Fernhandel lief vor allem über die Wasserwege. Die wenigen Städte lagen seit der Antike an Flüssen, wie Köln, Mainz, Trier oder Worms, waren jedoch auf ein Minimum ihrer einstigen Größe zusammengeschrumpft.

Landesausbau zur Ungarnabwehr

Im 10. Jh. entstanden neue Ansiedlungen im Schutz von Burgen. Diese nahmen unter König Heinrich I. (876 – 936 n. Chr.) neue Gestalt an. Es galt die Reiterscharen der Ungarn abzuwehren, deshalb ließ der erste ottonische König ab 929 einige Fluchtburgen in den sächsischen Marken ausbauen und befestigen. Bäuerliche Krieger, die Wehrdienst im königlichen Aufgebot leisten mussten, wurden als Burgbesatzung einquartiert und damit beauftragt, Wohngebäude und Vorratsspeicher zu errichten und Abgaben einzulagern. Gerichtstage, Märkte und Gastmähler sollten von nun an auf diesen Burgen abgehalten werden, berichtet Widukind von Corvey in der Sachsengeschichte.

Königspfalz Tilleda, (c) Kristin Weber

Rekonstruktion des Kammertors, der Eingang zur Kernburg. Diese ist umgeben und befestigt durch Wall und Palisade. Im Vorburgbereich ein Grubenhaus. (Königspfalz Tilleda)

Im Schutz der so ausgebauten frühen Burgen entstanden im 10. Jh. städtische Siedlungen. In der Hauptburg, von Ringwall und Palisade gesichert, lagen die Wohngebäude des Königs oder eines Bischofs, eine Kirche und Nebengebäude. Außen herum wuchs die bäuerliche Siedlung, der Vorburgbereich. Kirchen kamen hinzu, die Vorburg erhielt bald eine eigene Befestigung. Kaufleute und spezialisierte Handwerker siedelten sich an, wenn die Orte gut zu erreichen waren. Schließlich entstanden Märkte mit Münze und Zoll unter königlichem Schutz.

Bauboom beim ländlichen Adel

Während der Herrscher Burgen beauftragte, errichteten nun auch adlige Familien eigene, höher gelegene Burgen und zogen dort ein. So vereinten sie die in der Karolingerzeit typische Kombination aus Wirtschaftshof und Fluchtburg in einer Anlage, indem sie den Herrenhof in die Befestigung verlegten. Wohlgemerkt: Auf Anhöhen, noch nicht auf Bergspitzen. Noch waren die Gebäude aus Holz errichtet, was ihren Nachweis bis heute erschwert. Spuren in der Erde müssen archäologisch gesichert werden, etwa auf der Frohburg in der Schweiz.

Grundris der hölzernen Halle, (c) Kristin Weber

Die Grundrisse der hölzernen Halle. In der Erde lassen sich die Spuren der Pfosten, die das Dach tragen, nachweisen. Diese wurden in der Teil-Rekonstruktion sichtbar gemacht.
(Königspfalz Tilleda)

Auf der Frohburg konnten die Bauphasen ermittelt werden. Demnach errichteten die Grafen von Frohburg Mitte des 10. Jh. auf einer Felskuppe eine Gruppe kleiner Holzhäuser. Die Stellung der in die Erde eingetieften Holzpfosten gibt Aufschluss über die Grundrisse. Die Häuser bestanden jeweils aus nur einem Raum. Die Pfosten trugen das Dach, zwischen ihnen wurde ein Flechtwerk aus Weidenruten gespannt, das mit Lehm verkleidet und ggf. mit Kalk verputzt wurde.

Die Innenräume sind verräuchert

Die Gebäude der Frohburg waren zwischen zwölf und 20 Quadratmetern groß, die Dächer mit Stroh oder Schilf gedeckt. Innen gab es eine ebenerdige, offene Feuerstelle in einer Ecke des Raums, die sowohl zum Heizen, als auch zum Kochen genutzt wurde. Das bedeutete allerdings, dass die Raumluft ständig von Rauch geschwängert war, der durch das Strohdach abzog (und so das Stroh konservierte). Als eine Art „Holz-Palas“, eine Versammlungshalle, wurde ein Gebäude mit überdurchschnittlich großem Grundriss identifiziert.

Wohnen auf frühen Burgen: Küche mit offener Feuerstelle, (c) Kristin Weber

Raum mit offener Feuerstelle und schwenkbarem Baum, an den man die Töpfe aufhängen kann. (Bachritterburg Kanzach)

Auch auf der Frohburg rückte die Siedlung der abhängigen Bauern an die adlige Kernburg heran. In der Vorburg breitete sich der Wirtschaftsbereich aus mit Scheunen und Viehställen, Handwerkshäusern, Wohnungen für Knechte und Grubenhäusern. Die überdachten Gruben wurden als Handwerkshütten benutzt oder als Vorratslager, da es in den Erdgruben im Sommer kühl blieb.

Steine auf dem Vormarsch

Zahlreichen Nachrichten von Bränden in den hochmittelalterlichen Quellen deuten auf die weite Verbreitung der Holzbauweise hin – nicht nur Wohnbauten wurde aus Holz errichtet, sondern auch Kirchen. „In diesen Tagen tobte nach Sonnenuntergang ein schwerer Sturm und erschreckte uns alle sehr, zerstörte er doch eine Kirche vor der Stadt (Magdeburg), die unter König Otto I. aus rotem Holz erbaut worden war“, schreibt Bischof Thietmar von Merseburg.

Dass in Verden eine Holzkirche gebaut wurde, erklärt er damit, dass es in diesem Landstrich wenig Steine gegeben habe, setzt aber hinzu, dass man später einen steinernen Turm anbaute. An einer anderen Stelle berichtet der Chronist, sowohl für die Wiederherstellung der Burg Lebusa, als auch der Burg Meißen seien nur vierzehn Tage Arbeit notwendig gewesen. Also baute man auch dort nicht aus Stein. In Straßburg brach ein (wahrscheinlich hölzernes) Haus zusammen, als Heinrich II. gerade Gericht hielt.

Aus einem Raum werden zwei

Erst um die Mitte des 11. Jh. veränderte sich der Baustil mit dem Beginn der Herrschaft der Salier. Repräsentative Gebäude wurden nun größer und aus Stein gebaut. Auch auf der Frohburg ist diese Entwicklung sichtbar. Das Gelände wurde nun künstlich eingeebnet und größere, 20 bis 30 Quadratmeter große Wohnhäuser gebaut, die schon zwei Räume besaßen. Deutlich kann eine Küche mit bodenebener Feuerstelle von einer Stube unterschieden werden. Diese war mit einem Kachelofen ausgestattet und somit rauchfrei.

 einräumige Häuser in Holzpfostenbauweise, (c) Kristin Weber

Rekonstruktion von kleinen Häusern in Holzpfostenbauweise im Bereich der Vorburg. Sie haben jeweils nur einen Raum. (Königspfalz Tilleda)

Die Wohngebäude der zweiten Phase ruhten als Ständerbauten auf einem Kranz von Schwellhölzern. Der zentrale „Holzpalas“ war durch einen steinernen Saalbau ersetzt worden. Ein Rundhaus, vielleicht eine Kapelle, und der Mauerring wurden aus Stein gebaut.

Königliche Wohnsitze: Pfalzen

In frühe Burgen kann man heute nicht mehr hineinschauen. Auch von den königlichen Pfalzen dieser Zeit ist nur wenig erhalten geblieben. Doch geschwätzige Chronisten wie Thietmar von Merseburg verlieren den ein oder anderen erhellenden Nebensatz. Eine Pfalz unterschied sich kaum von einer Burg, der Forscher Günther Binding definiert sie als „befestigte, mit Palas und Wohngebäuden ausgestattete, zumeist mit einem Wirtschaftshof verbundene Anlage für die Beherbergung des umherziehenden Königs mit seinem Hof und für die Abhaltung von Reichs- und Hoftagen sowie Synoden.“

Grubenhaus, (c) Kristin Weber

Rekonstruktion eines Grubenhauses. Der Boden des Hauses liegt ca. einen Meter tief in der Erde. Das Dach ist mit Schilf gedeckt. Im Haus arbeiteten Handwerker, oder Vorräte wurden gelagert. (Königspfalz Tilleda)

Während der Abwesenheit des Königs wurden seine Pfalzen von Verwaltern geleitet, der landwirtschaftliche Betrieb stand im Vordergrund. Neue Vorräte für die Beherbung des Hofstaats mussten produziert werden. Kam der Herrscher zur Pfalz, wohnte er mit seiner Familie und seinem engsten Gefolge in der Hauptburg. Gäste, Adlige aus der Region etwa, die zu Beratungen eintrafen, musste in Zelten übernachten, oder wurden in Holzbauten im Bereich der Vorburg untergebracht. Das berichtet auch Thietmar:

Er selbst nächtigte im Juni 1012, da er als Mitglied einer Abordnung nach Grone vor Heinrich II. bestellt worden war, vor der Pfalz (extra urbem), und zwar in einem Zelt nahe dem Wald. Auch das Militär lagerte vor der Pfalz: Als Heinrich II. Quartier in Pavia bezog, lagerte das Heer vor den Toren, während nur sein engstes Gefolge mit ihm die Pfalz einzog.

Wohnen auf frühen Burgen

Wir haben schon gesehen, dass Innenräume nicht besonders groß waren. Dennoch wohnte man auf frühen Burgen mit mehreren Menschen in einem Raum. Bischof Thietmar erwähnt einen Kaplan, der neben ihm schlief, während er sich auf seinem Hof Rottmersleben aufhielt. Die Ereignisse rund um die Ermordung Ekkehards von Meißen sind ebenfalls aufschlussreich, verraten sie doch einiges über die räumliche Situation.

Wohn- und Wirtschaftshaus, (c) Kristin Weber

Rekonstruktion eines großen Wohn– und Wirtschaftshauses einer späteren Bauphase im Bereich der Vorburg. (Königspfalz Tilleda)

Der Markgraf übernachtete als Gast in der Pfalz Pölde. „Er speiste zu Abend und ging dann mit wenigen Begleitern in einer hölzernen Kemenate schlafen. Die meisten anderen legten sich auf dem nahen Söller zur Ruhe“, schreibt Thietmar. Ekkehard dürfte in der Halle gespeist haben, er erhielt eine Gästeunterkunft, die er mit seinem engsten Gefolge teilte. Da Ekkehard eine enge Beziehung zu Kaiser Otto III. pflegte, kann man davon ausgehen, dass diese hölzernerne Kemenate eine Unterkunft für gehobene Gäste war, ein hölzernes, eingeschossiges Haus mit Feuerstelle. „Die meisten anderen“ schliefen hingegen in einer Massenunterkunft.

Kampf im Gästehaus

Das Feuer in Ekkehards Unterkunft glomm offenbar die Nacht über. Denn als das Haus mitten in der Nacht angegriffen wurde, warf der Markgraf seine Hose in die Flammen, um schnell Licht zu bekommen. Die Fenster waren wohl mit Läden oder einem anderen Schutz versperrt, der die Wärme im Haus halten sollte. Eckehard musste sie aufbrechen, bevor er sich durch die Öffnung hindurch verteidigen konnte. Einer seiner Begleiter kämpfte an der Tür.

Selbst der König teilte sein Gemach mit Männern seines Gefolges. Allerdings war sein Gemach auf der Pfalz für ihn reserviert und wurde in seiner Abwesenheit nicht von Gästen bewohnt.

Wohnen auf frühen Burgen: Bachrritterburg Kanzach, Stube, (c) Kristin Weber


Blick in die rauchfreie (gute) Stube, da mit einem Kachelofen ausgestattet. (Bachritterburg Kanzach)

Die Möglichkeit einer (wenn auch eingeschränkten) Privatsphäre kann man erst durch die baulichen Neuerungen der Salierzeit erkennen. In der Geschichte vom Sachsenkrieg erwähnt der Mönch Bruno, dass König Heinrich IV. seine Zeit mit seinen Possenreißern in seiner Kammer (cubiculo) verbracht habe, während die Bischöfe und andere im Vorzimmer (vestibulo) warten mussten. Es gab also schon mehrere Zimmer. Und Bruno fügt hinzu, die Königin habe eine eigene, vom König getrennte Kemenate bewohnt.

Einrichtung und Mobiliar

Selten ist in den Quellen die Einrichtung das Thema, und wenn, dann durch Zufall. Archäologen können hin und wieder Reste von Gips-, Lehm- oder auch Holzfußböden nachweisen, etwa eine Kemenate mit rosafarbenem Gipsestrich in der Pfalz Werla. Ekkehard von St. Gallen erzählt, dass das Skriptorium des Klosters Glasfenster besessen habe. Solcher Luxus war also bekannt, doch nicht die Regel, denn an anderer Stelle erklärt Ekkehard, er könne ein Dokument nicht mehr entziffern, weil es beim Hereinregnen nass geworden sei. Also hatten nicht alle Räume solche Vorzüge.

Thietmar von Merseburg verwendet die Metapher von des Kalbes Fell, das an die Wand gehängt wird, was darauf hinweist, dass zur Wärmedämmung oder als Raumteiler Tierfelle oder Textilien aufgehängt wurden. Vielfach erkennt man auch in den Architekturfiguren der Buchmalerei angedeutete Vorhänge, die sich um Pfeiler und Säulen winden.

Ein Kissen für den König

Auf zahlreichen Abbildungen der Buchmalerei sind Faltstühle zu sehen, kastenförmige Bänkchen oder Hocker mit hölzernen Fußschemeln. Zur Bequemlichkeit wurde ein Kissen auf die Sitzfläche gelegt – während man eine sehr hochgestellte Persönlichkeit dadurch ehrte, dass kostbare Teppiche oder Decken über die Stühle gebreitet wurden.

Möbel, Falthocker und Schreibpult, (c) Kristin Weber

Falthocker und ein Schreibpult.
(Königspfalz Tilleda)

Ein bodenlanger Vorhang aus kostbarem Stoff hängt hinter dem thronenden Kaiser auf dem bekannten Herrscherbild aus dem Evangeliar Ottos III. Der Kaiser sitzt auf einem Faltstuhl, über den ein farbenprächtiger Stoff oder Teppich gebreitet ist. Auf dem Stuhl liegt ein dickes Kissen, auf dem der Herrscher sitzt, seine Füße ruhen auf einem hölzernen Fußbänkchen. Auch zu anderen Anlässen wie etwa Gastmählern ist die Rede von mit Teppichen und Kissen geschmückten Sitzmöbeln. Die Tafeln tragen dabei immer ein Tischtuch.

Betten: Lieber bequem als prunkvoll

Betten werden in den Quellen ebenfalls angesprochen. Auch hierbei spielt die Ausstattung eine Rolle. Ein Geistlicher namens Ekkehard wurde von der reichen Witwe Hadwig sehr geschätzt, weshalb sie ihn als Lehrer auf den Hohentwiel bestellte. Sie ehrte ihn, indem sie ihm ein Quartier zunächst ihres eigenen bereitete. Die Kammer war mit einem Wandbehang (dorsipallio) sowie einer Gardine (cortina) an seinem Bett ausstaffiert.

Doch Ekkehard war das zu viel Prunk. Er befahl einem Diener, die Sachen zu entfernen – was Gastgeberin Hadwig so sehr erschreckte, dass sie den Diener auspeitschen ließ. Nur mit Mühe konnte Ekkehard sie davon abhalten, dem Mann noch Schlimmeres anzutun. So erzählt es Ekkehard von St. Gallen.

Wohnen auf frühen Burgen: Mittelalterliche Bett rekonstruiert, (c) Kristin Weber


Rekonstruktion eines Bettes. In den Kasten wurde ein strohgefüllter Sack als Matratze gelegt. (Königspfalz Tilleda)

Eine Illustration des Egbert-Codex, der zwischen 980 und 993 auf der Reichenau gefertigt wurde, zeigt ein Bett, das sich kaum von heute gebräuchlichen Betten unterscheidet. Vier Pfosten mit kugelförmigen Köpfen tragen einen flachen Bettkasten, indem die etwas unförmige, wohl mit Heu oder Stroh gefüllte Matratze liegt.

Deutlich sind zwei Lagen zu unterscheiden, ein rosafarbenes Unterbett mit goldenen Punkten und ein grünes Oberbett, das sich der Körperform angepasst hat. Darauf liegt der schlafende Joseph in einem Nachthemd, dessen Ärmel und Rock länger sind als sein Körper und ihn somit vollständig verhüllen und warmhalten. Das Kopfende der Matratze ist nach oben aufgestellt, so dass der Schlafende eine beinahe sitzende Position einnimmt.

Fußbodenheizung in der Pfalz Werla

Verglichen mit der übrigen Innenausstattung ist über Heizanlagen einiges bekannt, da diese archäologisch gut nachgewiesen werden können. Offene Feuerstellen und Kachelöfen wurden erwähnt. Auch Backöfen wurden vielfach nachgewiesen. Mit Luxus der besonderen Art konnten jedoch manche Pfalzen aufwarten: Fußbodenheizungen.

Wohnen auf frühen Burgen: Schlafzimmer der Ritters, (c) Kristin Weber

Ein Blick ins Schlafzimmer des Ritters, Komfort mit Federbett. Truhen dienten zu Aufbewahrung der Wäsche. Auf Reisen wurden sie kurzerhand zum „Koffer“. (Bachritterburg Kanzach)

Die Anlage im Palas der Pfalz Werla verrät, wie sie funktionierte. Unter dem großen Saal, der über 100 Quadratmeter misst, lag ein Heizraum mit zwei gewölbten Heizkammern. Über einem Feuer oder Glut wurden auf einem Rost Steine erhitzt. Rauch und heiße Luft gelangten durch Verbindungsgänge in die Heizkanäle direkt unter dem Saal. Zuerst wurden die Löcher im Fußboden geschlossen und der Rauch zog durch einen Schornstein ab. Dann öffnete man die Deckel der Löcher und die Hitze der Steine konnte in den Saal dringen.

Baden: Gar nicht so selten

Wärmestuben gab es in Klöstern und später auch auf Burgen, ggf. in Verbindung mit Waschräumen. Die wohl üblichste Art der Körperpflege war das Wannenbad, im Idealfall in der eigens vorhandenen Badestube. Über einem Feuer, das gleichzeitig den Raum wärmte, wurde Wasser in einem Kessel erhitzt und anschließend in den Badezuber gefüllt. Die Temperatur wurde über das Nachgießen von kaltem Wasser durch die Badehelfer geregelt.

Wohnen auf frühen Burgen: Badezuber, (c) Kristin Weber

Waschzuber für eine Person. Da muss man sich schon ein bisschen klein machen … (Bachritterburg Kanzach)

Zum Bad gehörte es für den Mann, dass er sich rasierte, was ebenfalls ein Helfer erledigte – Spiegel zur eigenen Rasur waren noch nicht gebräuchlich. Und allein daran, dass in den Quellen auffallend viele Anekdoten im Bad spielen, kann man ablesen, dass es gar nicht so selten genutzt wurde, wie heute immer vermutet wird. Einem Gast ein Bad zu bereiten, gehörte zum guten Ton der Gastfreundschaft. Und auch im Heerlager, auf Schiffen, auf Burgen und in Klöstern – immer ist die Rede von Waschgelegenheiten.

Ausflugstipp: Die Königspfalz Tilleda (www.pfalz-tilleda.de) und die Bachritterburg Kanzach (www.bachritterburg.de) kann man besuchen. Es gibt an beiden Orten ein museumspädagogisches Angebot.

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(c) Alle Fotos: Kristin Weber; Korrektorat Charlotte Fondraz

Was ich mache: Blogs | Bücher | Medien

Literaturauswahl:

Thietmar von Merseburg, Chronik, neu übertr. v.  Werner TRILLMICH (FSGA 9), Darmstadt 1962. Ekkehard IV., Casus Sancti Galli, hrsg. u. übers. v. Hans F. HAEFELE (FSGA 10), Darmstadt 1980.Widukind von Corvey, Sachsengeschichte, hrsg. u. übers. v. Albert BAUER u. Reinhold RAU. In: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit (FSGA 8), Darmstadt 1971. Heiko STEUER, Das Leben in Sachsen zur Zeit der Ottonen. In: Otto der Große, Magdeburg und Europa, hrsg. v. Matthias PUHLE, Band I.: Essays, Mainz 200. Horst Wolfgang BÖHME, Burgenbau und Befestigungstechnik des 10. Jahrhunderts im deutschen Altsiedelland und in den Marken. In: Europas Mitte um 1000. Beiträge zur Geschichte Kunst und Archäologie, hrsg. v. Alfred WICZOREK u. Hans-Martin HINZ, Katalog, Stuttgart 2000. Walter JANSSEN, Die Frühmittelalterliche Niederungsburg bei Haus Meer, Brüderich, Stadt Meerbusch, Kreis Neuss. In: Horst Wolfgang BÖHME, Burgen der Salierzeit, Teil I in den nördlichen Landschaften des Reiches, Sigmaringen 1992, S. 195-224. (= RGZM Monographien 25) Werner MEYER, Frühe Adelsburgen zwischen Alpen und Rhein. In: Das ritterliche Turnier im Mittelalter, hrsg. v. Josef FLECKENSTEIN, Göttingen 1986.

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