Rezension: Tagebuch eines Killerbots von Martha Wells

Tagebuch eines Killerbots
Ein SF-Roman aus der Reihe The Murderbot Diaries
Autorin: Martha Wells
Verlag: Heyne, November 2019

Die Handlung: Der Murderbot

In der Zukunftsvision von Martha Wells beherrschen Mega-Konzerne einen Teil der Galaxis. Als ein Team von Wissenschaftlern einen unbekannten Planeten erforschen will, werden sie verpflichtet, bei der „Firma“ eine SecurityUnit zu mieten. Dies ist ein hochleistungsfähiger Roboter in Menschengestalt, der für ihre Sicherheit sorgen soll. Besonders begeistert sind die Wissenschaftler nicht über ihren KI-gesteuerten Bodyguard. Besonders begeistert ist auch der „Murderbot“ nicht. Denn niemand weiß, dass der künstliche Security-Mitarbeiter heimlich sein Chefmodul gehackt hat. Nun ist er nicht nur in der Lage, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, er entwickelt zunehmend auch eine eigene Persönlichkeit.

Bei einem routinemäßigen Außeneinsatz auf der Oberfläche des Planeten erfüllt der Bot seinen Job und rettet die Wissenschaftler aus Lebensgefahr. Er mag es, einen guten Job zu machen und passt gerne auf, dass „seinen“ Menschen nichts passiert. Ein zartes Vertrauensverhältnis entsteht. Doch zurück im Habitat, stellen die Forscher fest, dass sie offenbar von einem konkurrierenden Konzern sabotiert werden. Der Murderbot begreift: Wenn er seine Menschen vor den Angreifern bestmöglich beschützen will, muss er im Team mit ihnen zusammenarbeiten. Doch dazu müsste er sie in sein Geheimnis einweihen …

Das Buch: Vier Kurzromane in einem Band

Der vom Heyne-Verlag als ein Band vorgelegte Titel „Tagebuch eines Killerbots“ besteht aus vier Kurzromanen, die in der US-Originalausgabe einzeln herausgegeben wurden, als Teile der Reihe: The Murderbot Diaries. Da die einzelnen Geschichten zeitlich aneinander anschließen, können sie aber gut als eine Einheit gelesen werden. Die Reihe gewann gleich drei renommierte Literatur-Preise für Phantastik: Hugo-Award, Nebula-Award und Locus-Award.

Meine Meinung: So macht Technik Spaß

Man spürt als Leser bei den meisten Büchern sehr schnell, ob die Chemie stimmt. Mich hat es schon auf der ersten Seite komplett gepackt. Die „Stimme“ des Murderbots als Ich-Erzähler ist so unverwechselbar locker und von einem trockenen Humor durchzogen, dass es sofort Spaß macht, sich in seine Welt hineinziehen zu lassen. Bei diesem martialisch klingenden Titel hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich beim Lesen so oft laut loslachen würde. Wie lässig der Muderbot als Actionheld agiert (er ist schon ziemlich heroisch unterwegs), im zwischenmenschlichen Bereich dann aber ins Schwitzen kommt, macht die Figur sympathisch. Die Autorin kann sich in die Perspektive der Maschine sehr gut hineindenken – mit der ihr eigenen Weltsicht, ihrem eigenen Wahrnehmungsfilter und ihren den Menschen überlegenen Fähigkeiten.

Eine der Fähigkeiten ist das mühelose Umprogrammieren der unterlegenen Maschinen, die der Murderbot dann übernehmen kann. Doch immer, wenn der Bot es mit Menschen zu tun bekommt, wird es emotional schwierig für ihn, denn Menschen reagieren aus KI-Sicht irrational und unvorhersehbar. So müssen der Bot und sein Forscherteam sich erst langsam an ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis herantasten. Emotional so richtig kniffelig wird es allerdings, als der Bot auf andere Maschinen trifft, die ebenfalls eine (kapriziöse) Persönlichkeit entwickelt haben.

Er oder sie? Eigentlich ist der Murderbot geschlechtsneutral, dennoch wird die Maschine nie als Neutrum angesprochen. Stattdessen wird in der deutschen Übersetzung mit dem Geschlecht uneindeutig umgegangen – vor allem dann, wenn andere Figuren über die Hauptfigur reden und mal von ihm, dem Bot, und mal von ihr, der SecUnit, sprechen. Somit nehmen die Romane Bezug auf die aktuelle Diskussion über moderne Geschlechterrollen und Diversität.

Apropos: Oft wird die Übersetzung kritisiert, was ich nicht so ganz nachvollziehen kann. Für mich trifft Übersetzer Frank Böhmert den lakonischen, umgangssprachlichen Ton der Figur gut. Ebenfalls aktuell: In dieser Hard-SF Welt haben die Konzerne die Macht übernommen und agieren halbstaatlich-halbkriminell oder wahlweise wie mafiöse Organisationen. Dies kann man als eine Warnung der Autorin verstehen, dass die multinationalen Großkonzerne heute reguliert werden müssen, damit wir uns in der Zukunft nicht in einem solchen System wiederfinden.

Mein Fazit: Suchtbuch

Nah an den Figuren, packende Action, emotional mitreißend – und witzig.


Hinweis: Ich liebe gute Bücher! Für die Rezension habe ich weder Geld noch ein Rezensionsexemplar vom Verlag bekommen. Das Buch habe ich mir selbst gekauft.


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