Die Eymera-Chroniken entstehen

WER IST DER DUNKLE KRIEGER?

Hessische Kulturstiftung

Im Juni 2020 gewährte mir die Hessische Kulturstiftung ein Arbeitsstipendium. Dank dieser Unterstützung des Landes Hessen konnte ich das mehrteilige Romanprojekt “Die Eymera-Chroniken” in Angriff nehmen. Ab November 2020 konnte ich die Arbeit dank eines Projektstipendiums für sechs weitere Monate fortführen. Ich bin der Hessischen Kulturstiftung sehr dankbar, dass sie Soloselbstständige Künstler während der Corona-Pandemie auf diesem Wege unterstützt und ihre Kunst gefördert hat.

Stiependium | Die Welt | Figuren und Konflikte | Das erste Kapitel | Moderne Diskussion zum Weltenbau |

Die Idee zu der Geschichte, die in der Welt von Eymera den zentralen Strang der Handlung einnimmt, hatte ich schon vor mehr als zehn Jahren. Zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ihre jeweilige Weltsicht zerreißt das Königreich ihrer Väter. Eine mächtige Herrscherin, die sich den Kontinent Eymera unterwerfen möchte und vier alte Daevas, Könige unter den Daimonen, die einst verbannt wurden und nun einen Weg zurück in diese Welt gefunden haben.

Damit ich jedoch mit der Umsetzung einer High Fantasy Roman-Serie von epischem Ausmaß beginnen konnte, wollte ich zuerst mehr Erfahrung als Autorin sammeln, mein Handwerk verfeinern und professionalisieren.

Die Serie ist auf neun Teile angelegt und spielt in einer Welt, die an das mittelalterliche Europa und die Mittelmeerregion mit dem byzantinischen Reich erinnert. Dennoch es ist eine ganz eigene Welt mit eigenen Völkern und Kulturen sowie einer Jahrtausende zurückreichenden Geschichte. Und mit alten Geheimnissen, die allmählich wieder ans Licht kommen.

Landkarte des Kontinents Eymera

Der Kontinent Eymera
(c) Kristin Weber

Meine Literarischen Vorbilder

Meine literarischen Vorbilder für diese Art der Literatur sind natürlich der englische Autor J.R.R. Tolkien, der das Fantasy-Genre mit seinen Romanen “Der Hobbit” und “Der Herr der Ringe” begründet hat. Der amerikanische Autor Tad Williams ist ebenfalls eine große Erzählstimme und hat mit seiner epischen Reihe um den “Drachenbeinthron” diesen Ball wieder aufgenommen und die Idee einer Spiegelwelt des europäischen Mittelalters weiterentwickelt.

Rollenspielsysteme wie “Das Schwarze Auge”, “ Forgotten Realms” oder “Die Drachenlanze” haben das Universum der Fantasy mit frischen Ideen bereichert, Standards gesetzt und einem großen Publikum zugänglich gemacht. Als Rollenspielerin konnte ich diese Welten erkunden. Erwähnen möchte ich als Autoren auch Robin Hobb und Raymond E. Feist, aus deren epischen Welten ich einige Regalmeter Bücher verschlugen habe.

Steven Eriksen hat mit “Die Gärten des Mondes” die wohl großartigste Serie erschaffen, die niemand wirklich versteht. Und George R.R. Martin hat das Genre letztendlich erwachsen werden lassen – und uns Autoren damit einen sehr großen Gefallen getan. Dies sind natürlich alles große Fußstapfen, aber man sollte als Autorin auch ambitionierte Ziele haben und von den Besten lernen wollen.

Die Welt der Eymera-Chroniken

Der Kontinent Eymera, auf dem die Chroniken angesiedelt ist, befindet sich zum Zeitpunkt des ersten Bandes auf einer vergleichbaren Stufe mit dem europäischen Mittelalter des 11. bis 13. Jahrhunderts. Die Geografie reicht von kargen Inseln und eisbedeckten Gebirgsausläufern im Süden, über gemäßigte und waldreiche Zonen im Zentrum sowie weite, fruchtbare Ebenen.

Es gibt aride Klimazonen in Küstennähe bis hin zu lebensfeindlichen Wüsten im Norden und Osten. Neben den menschlichen Völkern wird die Landmasse aber auch von einigen nichtmenschlichen Völkern besiedelt, wie den archaischen Widdermännern, den geheimnisvollen Sid’hue und dem legendären Magiervolk des untergegangenen Is’Tenir. Sie alle haben ihre eigene Kultur, Religion und Tradition. Manche leben sehr ursprünglich, andere haben große, machtvolle Reiche errichtet. Einige sind vergessen worden aber noch lange nicht verschwunden.

Damit eine mehrbändige Serie in einer so komplexen Welt stattfinden kann, ist eine intensive historische Recherche und ein detailliert ausgearbeiteter Plan notwendig.

Recherche in der Fachliteratur bildet das Fundament der Welt.

Mit Hilfe des Stipendiums der Hessischen Kulturstiftung konnte ich mit diesen Vorarbeiten beginnen. Mit einem Magisterabschluss in Mittelalterlicher Geschichte in der Tasche und auch sonst sehr stark an der Alltagsgeschichte des Mittelalters interessiert, musste ich dabei allerdings nicht bei null anfangen. Vielmehr konnte ich mich sehr präzise in spezielle Themenbereiche einlesen.

Die Recherche umfasste Fachliteratur zur mittelalterlichen, byzantinischen und antiken Geschichte, zur Mythologie, Architektur und Archäologie, zum historischen Schwertkampf oder zur Kostümkunde. Und sie wird den Schreibprozess kontinuierlich weiter begleiten.

Figuren und Konflikte

Mit der Recherche als Basis konnte ich mit dem Konzept zum Hintergrund der Welt der Eymera-Chroniken beginnen. Bereits nach vier Wochen umfasste dieses Kompendium mehr als 100 Seiten, auf denen die Kultur der Völker skizziert ist, und es wird ebenfalls stetig weiterwachsen, je weiter sich die Welt fortentwickelt. Dadurch wird die Welt immer detaillierter, vielschichtiger und lebendiger.

So habe ich die unterschiedlichen Länder des Kontinents Eymera entworfen, ihre Vergangenheit erforscht, festgelegt, nach welchen Regeln die Magie dieser Welt funktioniert, wie die unterschiedlichen Völker leben oder wie ihre Glaubensvorstellungen aussehen. Wichtige Aspekte einer Romanhandlung sind neben den Emotionen die Konflikte der Völker untereinander.

Das sind soziale Konflikte, politische Konflikte oder weltanschauliche Differenzen. Außerdem habe ich mich gefragt, wie diese eigentlich entstanden sind und warum? Und ganz klar: Sie sind längst nicht gelöst. Die Daimonen der Vergangenheit steigen jetzt wieder auf.

Szenen auf Karteikarten ergeben den Plotplan.

Gut geplant ist schon halb geschrieben: Der Plotplan entsteht.

Außerdem habe ich angefangen, von den Hauptfiguren bis hin zu den Nebenfiguren schriftliche Figurenportraits zu entwerfen. Dieser Prozess lief zeitlich parallel zum Weltenbau. Im Juli 2020 habe ich bei der Autoren-Schule „Textmanufaktur“ ein Online-Seminar zum Thema Charakterentwicklung belegt. Bei der Dozentin, der Autorin Franziska Gerstenberg, und zusammen mit einer Autorengruppe konnte ich sieben Wochen lang intensiv an der Ausarbeitung meiner Hauptfigur arbeiten und durch Schreibübungen die Tiefe der Figur ergründen.

Das Feedback der erfahrenen Autorin und der Teilnehmer war in dieser Phase eine wertvolle Hilfe für mich. Schließlich habe ich die Stränge der Handlung entwickelt, zuerst die großen Bögen, die mehrere Bände umspannen. Anschließend werden nun die einzelnen Romanhandlungen von Band zu Band immer feiner ausgearbeitet. Für den ersten Band lag nach zweieinhalb Monaten im Zeitraum des Stipendiums ein szenengenauer Plotplan vor. Nun konnte ich mit dem Schreiben des ersten Kapitels beginnen.

Das erste Kapitel ist das schwerste

Das erste Kapitel des ersten Bandes der „Eymera-Chroniken“ umfasst 35 Normseiten. Ich konnte es bis zum Ende des Stipendiums fertigstellen. Die genaue Handlung kann ich in diesem frühen Stadium natürlich noch nicht verraten, aber ein paar Hinweise gibt es, was darin passiert: Ein Pferd wird getötet. Der Held hat seinen Save-the-Cat Moment. Der erste Konflikt nimmt seinen unheilvollen Lauf. Blut wird vergossen. In einem düsteren Tal liegt eine Burg mitten im See, und der Regen trommelt auf die Dächer und Mauern. Es gibt eine Urinschau, einen Priester mit Holzbein – und eine unangenehme Begegnung im Dunkeln.

Einmal hingeschrieben heißt noch lange nicht fertig, wenn der Rohtext steht beginnt die eigentliche Arbeit

Vorstellen möchte ich bei dieser Gelegenheit auch meine Schreibgruppe: „KommPlot“ (www.kommplot.com), ein Netzwerk, das jeder Autor haben sollte. Die unglaublich talentierten Autorinnen unserer Gruppe sind: Esther Geißlinger, Claudia Zentgraf, Charlotte Fondraz, Esther Brendel sowie meine Wenigkeit. Wir schreiben Fantasy, SF, Kinder- und Jugendbuch, historischen Roman, Belletristik und Kurzgeschichten.

Gegenseitig analysieren wir die Texte, üben konstruktive Kritik, verbessern und lektorieren sie. Gemeinsam entwickeln wir dabei unsere handwerklichen Fähigkeiten immer weiter und prüfen jeden Plot und jeden Text auf Herz und Nieren. Jeder Text dieser inspirierenden Autorinnen, der den kritischen Prozess durchläuft, hat seine erste Bewährungsprobe bereits bestanden. Ihnen danke ich von Herzen!

Nach dem ersten Kapitel geht es weiter

Während der sechs Monate im Übergang 2020/21 in denen ich das nachfolgende Projektstipendium der Hessischen Kulturstiftung erhielt, habe ich die ersten zehn Kapitel geschrieben. Sie umfassen den ersten Akten des Romans, die Einführung des Helden in die Geschichte der Romanserie. Er gerät in die ersten harten Konflikte mit seinem Bruder und lernt seine weiteren Gegenspieler kennen. Auch eine weitere Macht lernt er kennen, von der er noch nicht weiß, ob sie im hilft oder ihm schaden wird. Nachdem die Konflikte so groß geworden sind, dass sie sich nicht mehr beilegen lassen, muss er nun handeln. Seine Gegner lassen ihm keine andere Wahl.

Der Anfang ist gemacht: Die ersten 200 Seiten sind fertig

Dies ist der Moment, an dem es einen Cut gibt und ein zweiter Held an einem ganz anderen Ort eingeführt wird. Er junger Ordensritter, er hat seine ganz eigenen Widrigkeiten zu überwinden. Noch haben beide Handlungen scheinbar nichts miteinander zu tun. Und damit nicht der Eindruck entsteht, es ginge hier nur um Männer, eine weibliche Heldin, die auf der Suche nach ihrer Identität ist, gibt es natürlich auch. Und das ist nur ein kleiner Teil der Figuren-Ensembles und der sich zunehmend miteinander verquickenden Handlungsfäden.

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